Der Autorenverband Franken feiert Geburtstag. Vor 50 Jahren gegründet, gaben acht Autoren nun eine Lesung in der Haffnersgartenscheune in Cadolzburg.
Franken und die Literatur. Da fällt uns wer ein? Hans Sachs, Georg Philipp Harsdörffer und Fitzgerald Kusz. Und sonst? Nun ja, Letzterer war auch beim Autorenverband Franken dabei. Vor 50 Jahren, am 12. Februar 1963, hatte Georg Harro Schaeff-Scheffen den „Fränkischen Autorenkreis" in Würzburg gegründet. lm Sommer nannte man sich um in „Verband Fränkischer Schriftsteller", seit dem Jahr 2001 firmiert man unter dem Titel „AutorenVerband Franken".
„Zurzeit gehören etwa 115 Autoren dem Verband an", schätzt die Vorsitzende lrmi Kistenfeger-Haupt. „ Da bei sind wir mit der regionalen Zugehörigkeit nicht so streng. Wir haben auch Autoren aus der Oberpfalz, aus Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen und sogar aus Schleswig-Holstein."
Miteinander lesen
Und was machen Autoren, wenn sie unter sich sind? Sie lesen einander aus ihren Kurzgeschichten vor, unterstützt vom Cadolzburger Saxophon-Quartett, das mit Henry Mancinis „Pink Panther" und dem „Elephant Walk" für musikalische Verschnaufpausen sorgt.
Und die Storys? Margit Begiebing erinnert sich an eine hart an der Katastrophe vorbeischIitternde Aufführung von Kleists „Amphitryon" durch Erlanger Studenten, weil der Darsteller des Jupiter unter übergroßem Lampenfieber leidet. Fritz Kerler sinniert über „Fortschritte der Sprache", die sich von Füllseln wie „Ahmm" und“Öhmm" zu unverständlichem Kommunikations- Gebrauchsanweisungs-Denglish-Fachchinesisch gesteigert haben; wie auch über den „Sinn des Lebens", der sich in gegenseitiger Hochrüstung natürlicher Fress- und Tarnwerkzeuge erschöpft. Nicole Eick zeichnet die Reichspogromnacht 1938 in Coburg aus der Sicht eines Kindes nach: Ein kleines Mädchen darf nicht mehr mit seinem Freund Sigi spielen, dabei trüge sie liebend gern auch so einen gelben Stern an der Brust wie er.
Der Lyriker Walter Tausendpfund bricht aus dem beschaulichen Pegnitz in die weite Welt auf, etwa zum Taj Mahal im fernen Indien oder zum Mekong in Vietnam, aber seinen fränkischen Dialekt nimmt er immer mit auf die Reise - womit sich das Exotische in vertrauter Mundart widerspiegelt.
Reichlich abwegige Fantasien über einen Schuh-Fetischisten, der sich allein am Klick-Klack der Stilettos einer unbekannten Schönheit berauscht und allabendlich an seiner Wohnungstür lauscht, gibt Christa Bellanova zum Besten. Das nennt man Erotik, die ins Ohr geht.
Rache der Verlassenen
Danach wurde die Autorengruppe von der Museumsleiterin, Frau von Weitzel-Mudersbach übernommen. Sie nahm die Gruppe mit in die Sonderausstellung über Johann Georg Pisendel (1687-1755). Mit viel Engagement brachte sie ihrem Auditorium diesen zu Unrecht fast vergessenen großen Geiger, Konzertmeister und Sohn des Marktes Cadolzburg, näher. Pisendel war zu seiner Zeit befreundet mit Johann Sebastian Bach, Antonio Vivaldi und Georg Philipp Telemann und wurde von diesen hochgeschätzt. Auch die wechselvolle Geschichte des aufwändig renovierten Fachwerkhauses, dessen Ursprung aus dem 15. Jahrhundert stammt und in dem sich heute das Museum befindet, schilderte Frau von Weitzel-Mudersbach eindrucksvoll und mit viel Sachkenntnis. Nach dem Mittagessen – das Gasthaus „Grüner Baum“ in Egersdorf kümmerte sich in diesen zwei Tagen hervorragend um seine Gäste – fanden sich die Mitglieder des AVF im Nebenzimmer zur Jahreshauptversammlung zusammen.
Pünktlich um 14.00 Uhr begrüßte die 1. Vorsitzende Irmi Kistenfeger-Haupt die Anwesenden. Nach der Wahl der Kassenprüfer ging es sofort über zum Tätigkeitsbericht des Vorstandes. Dass der Vorstand fleißig gewesen ist, merkte man daran, dass dieser Bericht kein Ende nehmen wollte: Mehrere neue Lesereihen wurden initiiert, die Anthologie „Liebe“ herausgegeben und die Schaeff- Scheefen-Preisverleihung in Kirchberg an der Jagst hatte stattgefunden. Das sogenannte Autoren-Lexikon wurde an die anwesenden Autoren verteilt, die neue Home-Page angesprochen, ein Lyrik-Seminar mit Nancy Hünger wurde sehr gelobt.